1.2

Abstract

„Das Nachdenken über Design entdeckt stets Widersprüche aller Art – jedoch nicht trübsinnig, vielmehr als permanente Herausforderung“ 1

Als Designer*in hat man den Luxus zu wählen auf welche Weise man forschend arbeiten möchte. So kann man Forschung durch Design betreiben, Forschung mit Designund Forschung über Design. Diese Arbeit ist größtenteils in den Bereich Forschung über Design einzuordnen, mit einem kleinen Ausblick am Ende in die Forschung mit Design.2 Der theoretische Teil dieser Arbeit (2.1—2.3) versucht in drei Stufen herauszuarbeiten, wie diskursethisches Design funktionieren könnte, warum es in der Praxis oft scheitert und zuletzt schlägt er eine Möglichkeit vor, wie die Theorie und die Praxis besser versöhnt werden könnten.

In Kapitel 2.1 wird zuerst die Arbeit von Designer*innen beleuchtet und festgestellt, dass Design immer ein sozialer Akt ist, da es stets unterschiedliche Menschen zusammenbringt. Daraufhin folgt ein kurzer Ausblick in die Diskursethik, der versucht Designer*innen einen groben Überblick über die Funktionen und Vorraussetzungen dieser Moralphilosophie zu geben. Am Ende dieses Kapitels werden die Arbeit von Designer*innen und die diskursethische Theorie zusammengebracht und gezeigt, dass Diskursethik viele Antworten darauf bereithält, wann und wie Designer*innen sich mit ihren Gegenübern austauschen müssen. Aus der Verbindung, der Designtheorie und der Diskursethik wird ein neuer Designansatz entwickelt, der aktuell diskursives Design genannt wird. Gerade dann, wenn es Interessenkonflikte gibt, bietet das diskursive Design einen sehr interessanten Ansatz in der Designarbeit.

Kapitel 2.2 betrachtet erst die verschiedenen Arten von Kommunikation, die Designer*innen alltäglich anwenden. Daraufhin folgt eine kurze Bestandsaufnahme der Designwirtschaft, anhand von Gehaltsdaten und -studien, um sich einen groben Überblick darüber zu verschaffen, wie Designer*innen in welchen Hierarchien arbeiten. Zum Schluss des Kapitels werden diese Kommunikationsstrukturen und die Hierarchiestrukturen in einem Ergebnis verbunden, das folgert, dass Designer*innen oft nur sehr geringe Spielräume in ihrem Arbeitsalltag haben um (diskurs-) ethisch oder moralisch zu Handeln. Daraufhin folgen noch einige Vorschläge wie diese Situation in den bestehenden Strukturen verbessert werden könnte.

Kapitel 2.3 begibt sich auf die Suche nach anderen Strukturen, die diskursives Design besser unterstützen könnten. Zuerst werden Genossenschaften als demokratische Betriebe untersucht. Die Gründung einer Genossenschaft kann in Deutschland aber nicht vorbehaltlos empfohlen werden, deshalb beleuchtet das Kapitel noch andere Organisationsformen, die genossenschaftlich aufgebaut werden können. Anhand von einigen Beispielen wird gezeigt, wo und wie diskursives Design in genossenschaftlich geführten Designagenturen seinen Platz findet.

Der praktische Teil lässt sich gut in zwei Teile einteilen. Kapitel 3.1—3.3 beschäftigen sich mit der Vermittlung der entwickelten Theorie des diskursiven Designs in jeweils einem Projekt pro Kapitel. Kapitel 3.4 wiederum zeigt ein parallel zu dieser Arbeit entstehendes Projekt, mit welchem praktische Erfahrungen im diskursiven Design gesammelt werden sollen.

Kapitel 3.1 ist weniger als Projekt zu verstehen, dass die von mir aufgearbeitete Theorie in ein Designprodukt verwandelt. Vielmehr ist es ein Buch, dass im Prozess der Theorieentwicklung entstanden ist, um erste ästhetische und inhaltliche Formen auszuprobieren. Es wurde dieser Arbeit hinzugefügt um die praktische Entwicklung zu veranschaulichen und auch einige Fehler zu zeigen, die in diesem frühen Projektstadium gemacht wurden, die später vermieden werden sollten.

Kapitel 3.2 widmet sich der Aufarbeitung der Theorie innerhalb dieses Buches. Es geht auf die textliche Vermittlung, auf die Grafiken, auf das Layout, Typografie und Schriftgestaltung ein.

Kapitel 3.3 kann als Pendant zu dem Buch aus Kapitel 3.1. verstanden werden. Anstatt erste Antworten auf Fragen noch vor der Mastertheorie zu beantworten, ist es hier umgekehrt. Das Buch soll Fragen zu Design, Arbeit und Ethik stellen als Anregung zum Diskurs und zur inneren Klärung. Es soll dem*r Leser*in eröffnen über welche Themen er*sie sich vielleicht noch keine Gedanken gemacht hat und Zeit und Raum geben darüber zu reflektieren, auch als Vorbereitung für etwaige Diskurse. Es geht darum aufzuzeigen, wie das diskursive Design eingesetzt werden kann und welche Fragen in den Köpfen der Leser*innen eventuell noch offen sein könnten.

Kapitel 3.4 beschreibt ein Versuchsprojekt, dass parallel zu meinem Master lief. Zusammen mit drei weiteren (teils ehemaligen) Kommiliton*innen, haben wir beschlossen einen eigene genossenschaftsartige Designagentur und Foundry3 zu gründen. Dieses Projekt war insofern notwendig, als dass immer auch ein praktischer Abgleich der Theorie herangezogen werden sollte, um diese auf Sondersituationen und Anwendbarkeit zu testen. Gerade die Entstehung und erste Organisation einer solchen Foundry war von besonderem Interesse.

Als Ganzes betrachtet, zeigt diese Masterarbeit auf, wo es im Designberuf oft zu Konflikten zwischen verschiedenen Interessensparteien kommt und warum es so wichtig ist, diese zu lösen; beziehungsweise wie derartige Interessenskonflikte gelöst werden können.

  1. @brandes2009, S. 90 ↩︎
  2. @brandes2009, S. 62–99 ↩︎
  3. Foundries sind Organisationen, die Schriften – im Sinne von Schriftarten– herstellen ↩︎

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